DIE NEUE PRIESTERWEIHE IST KEIN KATHOLISCHER RITUS MEHR
von H.H. Pfarrer Werner Graus
EINSICHT: Jahrgang 1980 Nr. 7 (1007) - April 1981

Mit diesem Satz behaupte ich zugleich, daß die neue Priesterweihe ungültig ist und durch ihre Anwendung keine katholischen Priester mehr hervorgebracht werden können.

Nach der Lehre des Konzils von Trient gehört zur Gültigkeit eines Sakraments:

1. die rechte Materie,
2. die richtige Form,
3. die Intention zu tun, was die Kirche tut.

Somit kann die Gültigkeit eines Sakramentes allein dadurch zerstört werden, daß die Intention verfälscht wird, die für das Zustandekommen konstitutiv ist und die ja dem Ritus selbst eingeschrieben ist und in ihm zum Ausdruck kommt, sodaß derjenige, der den von der Kirche vorgeschriebenen Ritus richtig und ernsthaft vollzieht, als ein solcher anzusehen ist, der die Intention hat, zu tun, was die Kirche tut. Bei der neuen Priesterweihe aber hat man den Ritus so geändert, daß er nicht mehr die kath. Intention beinhaltet.

Durch Papst Pius XII. hat das kirchliche Lehramt eine Streitfrage beendet und bestimmt, daß eine gewisse Handauflegung und gewisse Worte der Weihepräfation Materie und Form der Priesterweihe sind. Kard. Billot S.J. sagt: "Die nähere Bestimmung der Materie und Form im einzelnen wurde der Autorität der Kirche überlassen und so steht dem nichts im Wege, daß deren nähere Präzison im lateinischen Ritus differiert mit dem, was bei den Griechen in Geltung ist. Bei den Griechen nämlich wird mit der"Handauflegung die ausreichende Form vorgetragen wie dies auch in den lateinischen Riten am Anfang zu geschehen pflegte. Jetzt aber folgt der Materie (Handauflegung - stillschweigend) nicht sofort die Form (Worte der Weihepräfatuon - später) und so ist der wesentliche Ritus (Anm.d.Verf.: durch die Handauflegung allein) noch nicht ausgeführt. Lugo sagt in seinem Buch über die Sakramente, daß die lateinische Kirche (= mater et magistra omnium ecclesiarum - Mutter und Lehrmeisterin aller Teilkirchen) Materie und Form ausführlicher (expliziter) anwenden wollte". (Billot: "De sacramentis" Bd.2, Rom 1894, S.274) Und diese ausführlichere Anwendung von Materie und Form geschieht in jenen Riten, die ich Explikativriten nennen möchte. Diese sind:

a) Darreichung der Instrumente (Patene und Kelch mit Brot und Wein) und bestimmte Worte;
b) Salbung der Hände und Weiheformel;
c) gesondert, am Ende der hl. Messe, in der die Priesterweihe vorgenommen wird: Ritus der Übertragung der Sündenvergebungsvollmacht.

Diese Riten bestimmen des näheren Materie und Form und geben den Inhalt dessen an, was das Wort bedeutet: "zweite Stufe des Priestertums". In diesen Explikativriten ist auch die Intention der Kirche eingeschrieben, die sie bei der Anwendung von Materie und Form hat. Konkret gesagt: welche Vollmachten dem zu Weihenden bei der kath. Priesterweihe mitgeteilt werden.

Materie und Form und die Explikativriten bilden zusammen das Gesamte des Ritus der kath. Priesterweihe.

In der neuen Priesterweihe hat man zwar an Materie und Form nichts geändert, aber man hat die Explikativriten geändert und damit die Intention des Ritus selbst verfälscht, so daß die neue Priesterweihe nicht mehr katholisch ist.

Sehen wir uns den neuen Ritus näher an: In dem Rundschreiben "Über das Geheimnis und die Verehrung der Eucharistie" weist Joh. Paul II. selbst auf den entscheidenden Moment des veränderten neuen Ritus der Priesterweihe hin: "Was das Erste angeht (sc. "der Dienst am Tische des Brotes des Herrn"), ist es vielleicht nützlich, sich der Worte des Pontificale zu erinnern, die der Bischof am Weihetag an die Priester richtet, während er ihnen auf der Patene und im Kelch Brot und Wein übergibt, die die Gläubigen dargereicht haben (!!) und die der Diakon zubereitet hat: 'Nimm hin die Gabe des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.'"

Im echten Ritus heißt es richtig: "Empfange die Vollmacht, Gott das Opfer darzubringen (= Wandlungsvollmacht, da sich das Opfer durch die Doppelkonsckration vollzieht, in der das Kreuzesopfer mystisch real erneuert und dargestellt wird), Messen zu lesen für Lebende wie Verstorbene im Namen des Herrn." Im zweiten Teil dieser Formel kommt ganz klar der Sühnecharakter des Meßopfers zum Ausdruck: Messen lesen, nämlich als Sühneopfer für Lebende und Verstorbene "im Namen des Herrn", d.h. in der Autorität und Vollmacht der Person Jesu Christi.

Im neuen Ritus heißt es nun: "Empfange die Gabe des Volkes für die Feier des Opfers." Es ist dies die Gabe, die vom gläubigen Volk kommt, das hier als Vollmacht delegierende Autorität erscheint, und der Priester empfängt die Gabe, die vom Volk kommt. Mit den Worten "Nimm hin die Gabe des Volkes" wird er hier zum Stellvertreter des Gottesvolkes bestimmt, um mit dieser Gabe von Brot und Wein ein irgendwie geartetes Opfer zu veranstalten. Nach dem sog. neuen 'Missale' ist dies das 'eucharistische Opger' (= Dankopfer), das eine reine Gedächtnisfeier des Todes Christi ist, aber kein real vergegenwärtigtes Kreuzesopfer und kein Sühneopfer! Mit dieser neuen Formel wird den nach diesem Ritus 'Geweihten' keine Vollmacht mehr übertragen wie früher. Sie werden hier nur zu Stellvertretern des Gottesvolkes (der Gemeinde) ordiniert: sie sind also keine Opferpriester mehr mit der Wandlungsvollmacht, sondern nur Stellvertreter des Gottesvolkes, die bei der sog. neuen 'Liturgie', die wesentlich Feier der Gemeinde ist, den Vorsitz führen. (Anm.d.Verf.: Im sog. neuen 'Missale' (in deutsch) findet sich die verräterische Rubrik: "Die Gemeinde versammelt sich, der Priester tritt ein" - diese Rubrik paßt genau zur neuen 'Priesterweihe'.) Die restlichen Worte "Bedenke, was du tust ..." sind nachgestellte Leerformeln.

Die neuen 'Priester' sind also wie die protestantischen Seelsorger nur zu Stellvertretern des Gottesvolkes ordiniert. Diese falsche Auffassung kommt sogar im Detail der neuen Kindertaufe zum Ausdruck, wo es heißt: "Im Namen der Gemeinde (Pfarrgemeinde) bezeichne ich dich mit dem Zeichen des Kreuzes." Die wahren Sakramente aber werden in der Auctoritas Christi und im Auftrag der Kirche (= Bischöfe mit Papst verbunden) gespendet, und nicht im Namen der Gemeinde!!

Man hat auch den Ritus der Salbung der Hände geändert, indem man bei dieser Zeremonie ebenfalls die Worte geändert hat.

In der wahren Priesterweihe heißt es, diese Hände sollen geweiht und gesegnet werden, damit alles, was sie weihen und segnen, geweiht und gesegnet sei. Im neuen Ritus aber heißt es nur allgemein, daß diese Zeremonie geschieht, damit der Priester das Volk heilige ... und damit hätten die neuen 'Priester' trotz Salbung keine mehr in sich geweihten Hände, und sie hätten auch keine Weihe- und Segensvollmacht mehr, weil diese in den Worten der neuen Formel nicht mehr bezeichnet wird. Die Protestanten lehnen es ja ab, vom Gesegneten des Herrn zu sprechen (beim Priester). Sie beschimpfen die kath. Priester als die 'Geschorenen und Geschmierten'. Bei der neuen 'Priesterweihe' haben sie wohl keinen Grund mehr dazu. Die neue sog. 'Weihe' ist ja ökumenisch; d.h.: alles, was den Protestanten nicht paßte, wurde geändert bzw. gestrichen. So wurde drittens der Ritus der Sündenvergebungsgewalt beim neuen Ritus gestrichen; denn hier wäre eine Verfälschung der Formel nicht so gut möglich gewesen wie bei den beiden anderen Riten, der Überreichung der Instrumente (Kelch und Patene) und der Salbung der Hände.

In der sog. neuen 'Messe' ist ja auch das Herzstück herausgenommen: die Wandlung, indem man denselben bzw. den gefälschten Worten eine andere Bedeutung gab, indem man also die Intention Christi im Ritus verfälschte (d.i. also eine doppelte Verfälschung:

a) der Form,
b) der Intention): statt der Wandlungsworte wird nun der 'Einsetzungsbericht' laut verlesen zur Erinnerung - ist doch die neue 'Messe' per difinitionem (Art. 7 der Liturgiekonstitution Pauls VI. - trotz dessen Neufassung!) eine Gemeindefeier zum Gedächtnis des Herrn.

Dazu paßt, daß man im neuen Ritus der Priesterweihe das Herzstück herausgenommen hat: die Übertragung der Wandlungsvollmacht und konsequenterweise auch die Vollmacht der Sündenvergebung gestrichen hat.

So wundert es einen nicht, wenn man bei der neuen 'Priesterweihe' von nun an auch Protestanten mit die Hände auflegen (so bei einer "Priesterweihe' durch einen Missionsbischof in Köllerbach, Diözese Trier, ebenso bei der 'Bischofsweihe' von Ratzinger); sie können das ja nun auch zu recht, es liegt in der Konsequenz des neuen Ritus,' da die sog. neue 'Priesterweihe' keine Vollmachten mehr verleiht, weder Wandlungsvollmacht, noch Segensvollmacht, noch Sündenvergebungsvollmacht. Nach dem neuen Ritus sind die sog. katholischen und protestantischen Geistlichen gleichgestellt: sie sind lediglich Vertreter des Gottesvolkes (der Gemeinde) ohne besondere Vollmachten, die sie in der Autorität der Person Jesu Christi ausüben könnten.

Die Worte der alten Priesterweihe von der Verleihung der zweiten Stufe des Priesteramtes sind durch diese Verfälschung der Explikativriten ihres früheren Inhaltes und Sinnes beraubt, weil die Intention der neuen 'Priesterweihe' nicht mehr die Intention Christi und seiner Kirche ist, sondern genau der protestantischen Irrlehre entspricht. Damit ist die angestrebte ökumenische 'Einheit' bereits vollzogen, nur hat man es noch nicht gemerkt. Aber diese 'Einheit' ist jene Einheit, von der der große Papst Pius XII. sagte: "Wenn dann alle 'Hindernisse' (des kath. 'Sondergutes') beseitigt sind, dann wird alles geeint sein: aber alles zum gemeinsamen Ruin."

Seit der Zeit, da der Ritus der sog. neuen 'Priesterweihe' angewandt wird, (d.i. seit 1969), werden keine katholischen Priester mehr geweiht.

In den neuen Gemeinden ist auch kein Opferpriester mehr erwünscht; man will jemanden, der bei der Gemeindefeier, die von der Gemeinde vorbereitet und veranstaltet wird, den Vorsitz führt.

Die konziliare Kirche ist vom katholischen Glauben abgefallen. Potentiell verbleiben uns die einmal gültig geweihten Bischöfe und Priester, die es materialiter noch sind (d.h. die einmal gültig empfangenen Weihen sind unauslöschlich) und für deren Bekehrung wir beten wollen.

D - 667 - St. Ingbert, am Feste der hl. Franziska Romana, dem 9. März 1981

(sig.:) Werner Graus, Pfr.i.R.


Feltéve: 2015. február 27.


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