Ein Blick in das geheimnisvolle Seelenleben des hl. Thomas von Aquin

Auszug aus dem Roman:
Licht über Aquino
von Louis de Wohl

Bruder Reginald von Piperno war vollständig glücklich. Sein Glück hatte begonnen, als er an der Seite seines Magisters und Freundes Thomas in Neapel einziehen durfte, und seitdem war alles gegangen, als ob er es so bestellt hätte. Der Einzug in die Stadt stellte einen Triumph ohnegleichen dar. Nie zuvor war ein neu ernannter Doktor der Theologie von Zehntausenden von Menschen empfangen worden, die auf allen Straßen Spalier standen, ihm Blumen und Handküsse zuwarfen und voll Begeisterung heulten wie die Wilden.
     Thomas, natürlich, hatte sich umgesehen, als ob der ganze Trubel nicht ihm, sondern jemand anders gelten müßte, jemand, der hinter ihm herkam – vielleicht der Herzog von Anjou, oder vielmehr der König von Sizilien –, und er hatte sich höchst unbehaglich gefühlt.
     Als ob es auch nur einen einzigen Menschen gäbe, der für den König von Sizilien in Begeisterung geraten konnte! Die Neapolitaner konnten ihn nicht ausstehen, obwohl er wirklich mit den letzten jungen Hohenstaufen-Adlern kurzen Prozeß gemacht hatte. Es war von Mund zu Mund gegangen, was er König Manfred hatte antworten lassen, als ihm der ganz kurz vor der Schlacht bei Benevent einen Friedensboten schickte. Manfreds Truppen bestanden fast ausschließlich aus den Sarazenen der berühmten sarazenischen Kolonie seines Vaters bei Lucera.
     „Bringt dem Sultan von Lucera diese Botschaft“, hatte König Karl grimmig gesagt: „Gott und das Schwert werden zwischen uns richten. Und entweder wird der Sultan mich ins Paradies schicken oder ich schicke ihn in die Hölle.“
     Woraus man ersehen konnte, daß Karl von Anjou sehr genau wußte, wohin er ging. Seine Untertanen waren sich darüber weniger gewiß. Aber er hielt sein Wort: am Abend waren vierzehntausend Sarazenen erschlagen und König Manfred dazu.
     Und als der junge Konradin, der Letzte der Hohenstaufen, nach Italien kam, um Manfred zu rächen und das Reich seines Vaters Konrad und sein es Großvaters Friedrich wiederaufzurichten, schlug ihn Karl bei Tagliacozzo, nahm ihn gefangen und ließ ihn auf dem Marktplatz von Neapel hinrichten.
     Die Neapolitaner waren ein fröhliches Volk. Sie machten sich nun einmal nichts aus Tyrannen, ganz gleich, ob sie aus Deutschland oder aus Frankreich kamen. Sie vergaben es Karl von Anjou nie so recht, daß er sie befreit hatte, obwohl sie ihm vielleicht vergeben hätten, wenn er sie dann auch von sich selbst befreit hätte. Davon war jedoch keine Rede.
     Kußhände und Blumen hatte man für König Karl jedenfalls nicht übrig, und wenn jemand heulte, wenn er vorbeikam, so geschah es nicht aus Begeisterung.

Später hörten sie dann, daß der König sich sehr sorgfältig nach dem Grund der unglaublichen Beliebtheit eines einfachen Doktors der Theologie erkundigt hatte. Er wußte natürlich, wer Magister Thomas von Aquin war, und wer wußte das nicht? Er wußte nicht nur, daß die Edlen von Aquin die rechtmäßigen Besitzer einer halben Provinz nördlich von Neapel waren, sondern auch, daß Magister Thomas persona gratissima bei König Louis war, der damals noch lebte und der der einzige Mann auf Erden war, dessen Zorn Karl von Anjou fürchtete. Er schickte also einen sehr höflichen, einen honigsüßen Brief nach dem Dominikanerkloster, hieß Thomas willkommen, „den illustren neuen Magister der Universität von Neapel, dessen Ruhm über die ganze christliche Welt verbreitet war, den Freund und Berater meines königlichen Bruders in Frankreich“, und versicherte, daß er „die Freude teilte, die meine neapolitanischen Untertanen beim Einzug ihres geliebten Lehrers in eine Stadt gezeigt hatten, die den stolzen und berechtigten Anspruch erheben konnte, seine Heimatstadt genannt zu werden“.
     „Natürlich“, knurrte der alte Prior des Klosters, „wenn schon jemand beliebter sein muß, als er es ist, dann lieber ein Bettelmönch als jemand, der sein Rivale werden könnte.“

Seit dem Tode seines großen, heiligmäßigen Bruders war seine Regierung harter und bösartiger geworden. Es gab nun niemand mehr, vor dem er sich zu fürchten brauchte – mit Ausnahme des neuen Papstes, Gregors des Zehnten. Es war der erste italienische Papst nach drei Franzosen. Tebaldo Visconti von Piacenza war ein intimer Freund König Louis' gewesen. Nur mit der größten Schwierigkeit hatte man ihn dazu bringen können, nicht auf den letzten, unglückseligen Kreuzzug zu ziehen und statt dessen in Lüttich zu bleiben, wo er Erzdiakon war, bevor er auf den Thron Petri berufen wurde.
     Wenige Tage nach seiner Krönung hatte der neue Papst eine Enzyklika erlassen, die ein Allgemeines Konzil nach Lyon berief, wo die Frage des griechischen Schismas behandelt werden sollte. Das Konzil sollte am ersten Mai nächsten Jahres beginnen, und heute war der sechste Dezember. Es bestand kaum ein Zweifel, daß Magister Thomas die Einladung erhalten würde, daran teilzunehmen, und diesmal würden sie ihm den roten Hut geben, ob er wollte oder nicht – genau wie sie es auch mit Frater Buonaventura gemacht hatten.
     Und das war einer der Gründe, warum Bruder Reginald glücklich war. Ein zweiter Grund war, daß die Zeit bis zur Reise nach Lyon gerade ausreichte, um das tiefste, größte und glorreichste aller Werke des Magisters zu beenden: seine Summa Theologica. Die ersten beiden Teile waren fertig, und nun arbeitete er am dritten und letzten, dem Teil, der sich mit dem Erlöser selbst befaßte, „De Christo“.
     Und hier in Neapel brauchte er sich nicht dauernd mit den Irrtümern und den falschen Argumenten anderer herumzuschlagen. Er brauchte nicht am Morgen Averroeisten zu bekämpfen und am Nachmittag Augustiner, bevor er sich an den Schreibtisch setzen konnte. Neapel war nicht Paris. Nur seine arme Schwester Theodora besuchte er von Zeit zu Zeit, deren Gatte auf dem Kreuzzug umgekommen war, der auch König Louis das Leben gekostet hatte.
     Endlich, endlich hatte Magister Thomas die Hände für seine eigene Arbeit frei. Und alles, was man zu tun brauchte, war, dafür zu sorgen, daß er alle Bücher bekam, die er benötigte, daß seine Schriftrollen in guter Ordnung waren, daß er mittags genug aß und daß alle kleinen Störungen von ihm ferngehalten wurden. Besser konnte man es wirklich nicht haben. Es war – es war das Paradies.

Natürlich gab es kein Paradies ohne Schlange.

Aber die neapolitanische Schlange war sehr klein. Sie hieß Bruder Dominik. Bruder Dominik war der Sakristan des Klosters, ein kleiner Mann, dessen dünne Lippen ständig ironisch zu lächeln schienen – aber vielleicht lag das auch nur daran, daß er keine Zähne mehr hatte und sich das nicht anmerken lassen wollte. Seit fünfunddreißig Jahren war er Sakristan des Klosters und der Sankt-Nikolaus-Kirche, und das bedeutete, daß er sich von niemand etwas dreinreden ließ. Man wußte, daß er selbst dem Prior sehr – energische Antworten gegeben hatte, und das schlimmste war, er verstand sein Amt so gut; daß er meistens recht hatte. Seine knopfartigen kleinen Augen waren überall, und nichts konnte ihnen entgehen.
     Bruder Dominik war der einzige Mann, den Bruder Reginald nicht recht von Thomas' Bedeutung überzeugen konnte. Wenn der Magister, tief in Gedanken versunken, nach der falschen Richtung marschierte und auf dem Klosterhof landete, statt im Refektorium, oder wenn er einen Augenblick zu spät zur Vesper kam, hab Bruder Dominik die haarlosen Brauen mit einem Ausdruck, der lebhafte Zweifel an dem Geisteszustand des großen Philosophen bekundete.

Dabei wußte er immer ganz genau, wieviel Freiheiten er sich herausnehmen und wie weit er gehen konnte. Man konnte ihn nicht fassen.
     „Bruder Dominik – hast du heute morgen größere Meßgewänder für Magister Thomas ausgelegt?“
     „Mitten in der Woche kann ich keine neuen Gewänder auslegen.“
     „Aber Bruder Dominik, du weißt doch ebensogut wie ich, daß Magister Thomas ungewöhnlich gebaut ist ...“
     „Dafür bin ich nicht verantwortlich, Bruder Reginald.“
     „ ... physisch sowohl wie in anderer Hinsicht. Ich habe nicht gesagt; daß du dafür verantwortlich seist. Aber für das Auslegen der richtigen Meßgewänder bist du verantwortlich.“
     „Sechster Dezember“, sagte Bruder Dominik. „Fest des heiligen Nikolaus, Schutzpatron der Kirche. Bischof und Bekenner. Weiß.“
     „Jaja, ich habe ja nie bezweifelt, daß du deine Pflichten kennst. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, daß Magister Thomas mehr als einmal sehr bei seiner Messe behindert war, weil er Meßgewänder tragen mußte, die wohl mir oder vielleicht sogar dir gepaßt hätten, aber nicht einem Mann von seiner Größe. Ich appelliere an – an deine Phantasie, deine Vorstellungskraft, guter Bruder Dominik –, und an dein gutes Herz. Bruder Thomas kann die Arme nicht ordentlich heben, wenn das Meßgewand zu eng ist.“
     „Ich lege in dieser Kirche seit über fünfunddreißig Jahren Meßgewänder aus, Bruder Reginald ...“
     „Jaja, ich weiß, aber ...“
     „ ... darunter für feierliche Hochämter, bei denen Seine Eminenz der Kardinal-Erzbischof von Neapel zelebrierte ...“
     „Aber was hat denn das damit zu tun, ich wollte ja nur ...“
     „ ... und viele andere Kirchenfürsten, und es hat nie Grund zur Beschwerde, gegeben.“
     „Ich habe mich nicht beschwert, Bruder Dominik. Ich habe lediglich einen Appell an ...“
     „Phantasie!“ sagte Bruder Dominik. „Den Heiligen sei Dank, davon bin ich verschont geblieben. Gründlichkeit, Bruder Reginald – alle Einzelheiten im Kopf haben, nie etwas vergessen, immer wissen, wo alles ist oder sein sollte, wenn einem die Ministranten nicht dazwischengepfuscht haben. Wenn ich Phantasie hätte, hätt' ich meinen Posten schon vor fünfunddreißig Jahren verloren.“
     Bruder Reginald gab auf und kehrte zur Zelle seines Magisters zurück, um nachzusehen, ob alles für die Morgenarbeit hergerichtet war.

Bruder Dominik schlurfte zur Kirche. Magister Thomas mußte jetzt mit seiner Messe fertig sein. Kerzen auslöschen, Buch zurück in die Sakristei, die Krüglein saubern und alles andere – die Tücher – Ordnung. Ordnung! Nicht Phantasie!
     Dann betrat er die Kirche. Zu seinem Mißvergnügen sah er, daß Magister Thomas seine Messe noch nicht beendet hatte. Er stand noch immer am Altar.
     Dann fiel ihm auf, daß Magister Thomas selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich groß erschien. So groß, daß sein Kopf sich in gleicher Höhe mit dem Fuß des Kruzifixes befand.
     Bruder Dominik schloß daraus, daß etwas mit dem Kruzifix nicht in Ordnung sein mußte und daß Magister Thomas sich auf eine Fußbank gestellt hatte, um hinaufreichen und es wieder in Ordnung bringen zu können. Das war aber nicht seine Sache. Es war Bruder Dominiks Sache, und niemand anders hatte sich damit zu befassen.
     Er näherte sich, nun ernstlich verärgert.
     Dann sah er, daß Magister Thomas das Kruzifix nicht berührte. Seine Arme waren wie in Anbetung ausgestreckt.
     Und erst jetzt bemerkte Bruder Dominik, daß er nicht auf einer Fußbank stand.
     Er – er stand überhaupt auf nichts.
     Zwischen Thomas' Füßen und dem Boden war – Luft. Und die Luft zwischen seinen Füßen und dem Boden war fast eine Elle hoch. Man konnte die ganze Breite des schäbigen roten Teppichs sehen – und die weißen Marmorstufen. Man konnte die volle Breite des Altars sehen.
     Bruder Dominik blinzelte. Das war doch unmöglich. Ein Mann konnte nicht auf Luft stehen. Aber Magister Thomas stand auch nicht auf Luft. Er – er – schwebte. Er schwebte in der Luft. Die Sohlen seiner Schuhe waren zu sehen – waren ganz zu sehen.

Phantasie, dachte Bruder Dominik in plötzlichem Schrecken. Ich bin mit Phantasie geschlagen. – Aber der gesunde Menschenverstand in ihm lehnte sogleich jede Beziehung zwischen seinem kleinen Selbst und diesem schrecklichen Anblick vor ihm ab.
     Bruder Dominik ächzte. Er machte einen Schritt zurück und wandte sich halb um. Aber er konnte nicht fort. Er müßte bleiben, ob er wollte oder nicht. Seine Füße machten kleine, sonderbar unsichere Schritte unter ihm, bis er da war – noch immer tief im Schatten, aber dem Altar viel näher, von der Seite her.
     Und nun konnte Bruder Dominik das Gesicht sehen, das zu dem Schädel gehörte, und es war nicht mehr das Gesicht des Magisters Thomas. Es war langgezogen, und der Mund stand offen, die Augen schienen in einem wilden, furchtbaren Licht. Es war nicht das Gesicht eines Mannes, der etwas über alle Maßen Schönes sieht. Es war das Gesicht eines Mannes, der zusieht, wie jemand, den er über alles liebt, über einen gähnenden Abgrund auf ihn zukommt, o komm, komm, komm zu mir, aber falle nicht, falle nicht – nein, es war nicht so. Es hatte etwas davon, aber es war nicht so.

Plötzlich war Bruder Dominik wieder sechs Jahre alt und hörte zum erstenmal im Leben die Geschichte Mosis – wie Gott ihm das Gelobte Land zeigt und ihm sagt: „Du hast es mit dein en Augen gesehen, aber du sollst es nicht betreten.“ Und der kleine Dominik weinte, weil der arme Moses nach all seiner Arbeit und soviel Anstrengungen nicht das Gelobte Land betreten durfte.
     So sah dieser Mann, der einmal Magister Thomas gewesen war, aus – wie der Mann, der das Gelobte Land sah und es nicht betreten durfte.
     Und Bruder Dominik, noch immer klein, obwohl kein Kind mehr, nach zweiundsechzig Lebensjahren und fünfunddreißig davon als Sakristan von Sankt Nikolaus, biß sich fest in die Hand, damit man ihn nicht weinen hörte.
     Thomas schwebte noch immer über den Altarstufen. Aber sein Gesicht veränderte sich. Von ungeheurer, überwältigender, schmerzgepeinigter Sehnsucht verwandelte es sich zu ungehemmter Ekstase. – Dann schlossen sich die ausgestreckten Hände zusammen. Er betete jetzt.
     So hatte Bruder Dominik niemals jemand beten sehen.
     Wie ein Kind, das seiner Mutter in die Arme lief, wie eine Braut, die zu dem Geliebten aufsah, ein Mann, der einen Schatz entdeckt hatte, ein Held, der den Sieg vor Augen hatte, ein Aussätziger, der sich geheilt sah. Ein Mann wurde in eine andere Welt hin eingeboren. So war es und doch ganz anders; denn Thomas wußte nichts von sich in diesem Augenblick. Schwebend glich er dem Mond, der im Sonnenlicht leuchtet.
     Bruder Dominik fiel auf die Knie. Sein letzter bewußter Gedanke war, daß es ihm vielleicht um seiner kindlichen Tränen willen, die er um den armen Moses geweint hatte, jetzt erlaubt war, diese Glorie zu sehen – und daß er seitdem nichts, gar nichts getan hatte, das auch nur eine dieser Tränen aufwog.

Aber dann endete alles Denken vor dem, was nun geschah. Er hörte Worte. Klare Worte. Gesprochen vom Altar her. Vom Kruzifix auf dem Altar her.

„BENE SCRIPSISTI DE ME, THOMA, QUAM ERGO MERCEDEM ACCIPIES?”

Und die Stimme Thomas' antwortete: „Nil nisi te, Domine.“
[„Gut hast du geschrieben über mich, Thomas, was begehrst du zum Lohn?“ – „Nichts als dich, Herr.“]

Dann begann Thomas langsam, langsam wieder auf die Erde zu sinken.
     Und auch Bruder Dominik ging es so, auf seine Weise. Er taumelte auf die Füße und taumelte aus der Kirche und in seine Zelle zurück.

Am frühen Nachmittag kam Bruder Dominik zu Bruder Reginald und erklärte, daß Magister Thomas in Zukunft immer die größten Meßgewänder bekommen würde, die er zur Verfügung hatte. Brauchte er sonst noch etwas: Nichts? Also, für den Fall, daß er doch etwas brauchte, würde Bruder Reginald es ihn sofort wissen lassen?
     Fassungslos stellte Bruder Reginald fest, daß es nun im Paradies keine Schlange mehr gab. Fassungslos – aber auch ein wenig mißtrauisch.

Als er eine halbe Stunde später mit einem Manuskript unter dem Arm – Sankt Bernhards Abhandlung über die Buße – zu Thomas in die Zelle kam, fand er ihn an seinem Schreibtisch, wie gewöhnlich. Aber auf dem Tisch lagen keine Papiere, keine Bücher, keine Gänsefedern – alles war weggeräumt, bis auf das Kruzifix.
     „Ich – ich habe den Sankt Bernhard doch gefunden“, sagte er. „Ist sogar ein gutes, vollständiges Exemplar. Also wenn ...“ Er brach ab.
     „Reginald”, sagte Thomas. „Reginald – du bist's doch, nicht?“
     Bruder Reginald wurde blaß.
     „Natürlich bin ich's“, sagte er. „Was ist denn – bist du krank?“
     „Nein – nein, Reginald. Nimm das Manuskript wieder und bring es zurück. Und diese hier auch, da in der Ecke.“
     „Zurück? Warum? Du brauchst sie doch für ...“
     „Nein. Ich werde nie wieder ein Manuskript brauchen.“
     „Thomas! Du bist krank. Ich hole sofort den Prior. Du brauchst ein paar Tage Ruhe, mindestens eine Woche. Noch nie hab' ich dich so blaß gesehen, und – oh! Es – es ist wieder geschehen. Ich kann es sehen. Wie damals in Paris, als ...“
     „Still, Reginald – du hast mir versprochen, nicht davon zu reden, bis ich sterbe. Es wird nun wohl nicht mehr lange dauern.“
     „Sag das nicht, Thomas, ich bitte dich, ich flehe dich an, sag das nicht. Du wirst dich ausruhen – du wirst wieder gesund werden und die Summa beenden und ...“
     „Ich werde nie wieder schreiben, Reginald. Alles, was ich geschrieben habe, ist wie Stroh – im Vergleich zu – dem, was ich gesehen habe. Geh jetzt, lieber Sohn. Ich muß allein sein.“

Reginald ging. Nicht nur die Schlange – auch das Paradies war verschwunden.


4. November 2015


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