Offener Brief an alle FSSPX-Priester
Erzbischof Lefebvre und die FSSPX führte die Gläubigen in die Irre!

Offener Brief an alle früheren und gegenwärtigen Priester der FSSPX, welche die Ideologie des Lefebvrismus weiterhin vertreten und verkünden

Sehr geehrte Hochwürden,

am 21. November 2014 jährte sich zum 40. Mal, dass Erzbischof Lefebvre die Grundsatzerklärung seiner Gemeinschaft veröffentlichte: seit dem wird dieser Tag als der offizielle Beginn des Lefebvrismus angesehen. Aus diesem Anlass sind zwei sehr wichtige und interessante Zusammenfassungen im Internet erschienen: Kurze kritische Untersuchung des Lefebvrismus, sowie Vierzig Jahre Lefebvrismus.
     In diesen Texten fassten die Autoren eigentlich nur jene Wahrheiten zusammen, auf die sie nunmehr seit drei Jahren Woche für Woche ihre ehemaligen FSSPX-Priesterkollegen aufmerksam machen wollen. Nämlich: „der Lefebvrismus ist schismatisch“, „der Lefebvrismus ist häretisch“ und „der Lefebvrismus löst die Kirche als göttliche Institution und damit die Inkarnation auf. Um ihre im Grunde unhaltbare Theorie des »Recognize & Resist« aufrechterhalten zu können, sind die Lefebvristen gezwungen, die Kirche ihrer Unfehlbarkeit und Heiligkeit zu berauben“.
     Während man diese Artikel liest, taucht bei einem der Gedanke auf, dass neben dem vordringlichen Ziel der Autoren, nämlich: die Wahrheit zu enthüllen, sowie anderen Ermutigung zukommen zu lassen, auch die Empörung und das Unverständnis der sich jahrzehntelang belogen und betrogen wähnenden Menschen seinen Ausdruck findet – menschlich sehr verständlich.
     Ich für meinen Teil gebe jedenfalls zu, dass ich meinen jetzigen Brief (nach meinem ersten offenen Brief vor etwa einem Jahr) aus dem Gefühl der unendlichen Trauer, großer Empörung, Bitterkeit und Wut eines hintergangenen Menschen niederschreibe.

Neben den in den Artikeln skizzierten, die Kirche betreffenden schweren theologischen Fehlern und Irrtümern bestehen die weiteren Hauptsünden des Erzbischof Lefebvre, seiner Gemeinschaft und seiner Nachfolger darin, dass sie alle jene Gläubigen, welche die Wahrheit, die wahre Kirche Christi und die echte heilige Messe suchten, hinters Licht führten und falsch unterrichteten. Mit ihren Irrtümern führten sie anfangs jene in die Irre, die mit den ketzerischen Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht einverstanden waren, und weiter „katholisch“ bleiben wollten. Nach dem diese Gläubigen altersbedingt immer weniger wurden, unterrichteten sie die jüngeren oder erst später bekehrten, die Wahrheit entschlossen suchenden Menschen falsch und damit führten sie auch diese in die Irre.

Die unchristliche Einstellung, die fehlende theologische Kenntnis und die mangelhafte Bildung der FSSPX-Priester zeigt der Eleison-Kommentar des Bischofs Williamson vom 18. April 2015 exemplarisch: In diesem wiederholt der Bischof zur Bekräftigung seines Standpunktes – welcher übrigens mit jenem des Erzbischof Lefebvre und den Standpunkten der jetzigen Leiter der FSSPX gänzlich übereinstimmt – jene Argumente, welche die Autoren der oben erwähnten Artikel bereits unzählige Male beantworteten und widerlegten. Auch aus diesem Verhalten geht hervor –, was aus den alten katholischen Zeitungen bezüglich des Erzbischofs bereits reichlich bekannt wurde –, dass Erzbischof Lefebvre und die Mitglieder seiner Gemeinschaft nicht nur unwissend, sondern auch überheblich und unendlich selbstgefällig sind, und dies nicht nur gegenüber Laien, sondern auch gegenüber ihren eigenen Priesterkollegen. Umsonst antworten und widerlegen ihre früheren Priesterkollegen, welche die Wahrheit bereits erkannten, Woche für Woche auf die immerzu wiederholten Behauptungen des gegen jede Vernunft und Wirklichkeit stur an den Standpunkt von Erzbischof Lefebvre festhaltenden Herrn Bischof Williamson und seiner früheren oder jetzigen Priesterkollegen, sie geben sich nicht einmal die Mühe diese zu lesen, schon gar nicht zu würdigen – übrigens ganz so, wie Erzbischof Lefebvre dies in der Vergangenheit auch nie tat.

Vor der Ausbreitung des Modernismus – also des Leugnens des Übernatürlichen – wusste jeder einfache Katholik, dass der Katholizismus eine Religion göttlichen Ursprungs ist, dass die katholische Kirche eine durch Gott begründete Kirche ist, und deswegen der katholische Glaube übernatürlich ist. Die ganze katholische Lehre baut auf dieser Tatsache und auf dieser Grundwahrheit auf: Deswegen kann jemand, der in Sachen des Glaubens und der Moral dem (legitimen) Papst und dem Lehramt nicht gehorcht, kein Katholik sein. Vor dem Raumgreifen des Modernismus wusste jeder einfache Katholik, dass ihm das Lehramt vorschreibt, was er in allen den Glauben betreffenden Fragen, und nicht nur in den strittigen, für Wahr halten und glauben muss. So, wie dies im 1920 publizierten Officium Divinum für „Die Erneuerung der christlichen Gelübde“ gesprochenen Glaubensbekenntnis steht: „Ich glaube an alles, was Gott offenbarte, was Jesus Christus und seine heiligen Apostel lehrten, und was die Römisch Katholische Kirche uns, um es zu glauben, vorlegt“.
     Genau deswegen ist es unverständlich, ja, es ist ein Skandal, dass diese katholische Grundwahrheit für Erzbischof Lefebvre und für seine Priester ein völlig unbekanntes Grundprinzip blieb, das in ihrer seelsorgerischen Tätigkeit geleugnet und in ihren Seminaren nicht gelehrt wird.

Die irrigen, ja ketzerischen theologische Ansichten des Erzbischof Lefebvre bewirkten, dass die FSSPX die Gläubigen, die sich in Glaubenssachen auf sie verlassen hatten, jahrzehntelang in die Irre führten und mit ihrer falschen Ideologie deren ursprünglich richtiges katholisches Verständnis zerstörten. Sie haben den katholischen Sinn aus der Seele jener Menschen getilgt, die als Laien lange keinen Verdacht schöpften, dass ihre Priester, die sich selbst für die wahren und einzigen Streiter halten und auch so verkünden, in Glaubensfragen nicht nur nicht vertrauenswürdig, nicht wahrhaft katholisch, sondern in Wahrheit genauso Modernisten, also vom wahren Glauben abgefallen sind, wie die Vertreter der konziliaren Neukirche! Erzbischof Lefebvre richtete einen solchen Personenkult um sich ein, dass seine Worte mehr zählten, als jede vernünftige katholische Meinung. Gleichzeitig fertigte er die wichtigsten theologisch strittigen Fragen mit billigen Phrasen ab, welche seine Priester – wirklich Schande für sie – jahrzehntelang wie Papageien kritiklos wiederholten.
     Für mich war eben diese Entdeckung das Verblüffendste: Ganz egal welcher Priester, ein ausgetretener, hinausgeworfener, europäischer oder transatlantischer, junger oder alter, ein FSSPX-Treuer oder ein FSSPX-Gegner, womöglich ein Sedisprivationist: „Der sich auf den falschen Weg verirrte Vater“, „die krebskranke Kirche“, der Fall der Päpste Liberius, Honorius usw. – diese Begründungen wurden und werden auch heute noch von all diesen Personen gleichförmig wiederholt, so, wie wenn man sie wort-wörtlich darin unterrichtet hätte. Als wenn sie nicht zu einer eigenständigen Meinung fähig wären in der wichtigsten, alles, ihr Schicksal und Seelenheil entscheidenden Frage! Noch dazu hörte ich diesen trivialen, im Kern falschen, ja ketzerischen Schlagwörtern nicht nur unzählige Male zu, sondern übersetzte und publizierte sie, in dem guten Glauben, dass doch die „Streiter und Meister der Wahrheit“ nicht etwas verkünden würden, was nicht katholisch ist!

Wenn jemand Ketzerei verkündet, dann ist es ihrem Wesen entsprechend egal, ob es mehrere Ketzereien sind oder bloß eine: er schließt sich im Sinne des göttlichen Gesetzes sowieso aus der Kirche aus, er hört auf katholisch zu sein. In diesem Sinne unterscheidet sich die FSSPX in nichts von der ketzerischen und abtrünnigen Neukirche in Rom: Beide leugnen die Übernatürlichkeit der katholischen Kirche ab.

Nachdem man die Tätigkeit der nach dem Konzil sich regenden, wirklich katholischen Gläubigen, der echten „Soldaten“ der Kirche kennen lernte, und entdeckte, wie Erzbischof Lefebvre die Arbeit dieser Glaubensverteidiger zerstörte um die „Tradition“ ausschließlich für sich und für seine Gemeinschaft anzueignen, stellt sich die Frage, was wäre geschehen, wenn Lefebvre und die FSSPX stattdessen katholisch geblieben wäre? Ich glaube, dass diese Frage – genauso wie alle anderen ähnlich gearteten Fragen in der Geschichte – keinen Sinn hat: Gott hatte sicherlich Seine Gründe, warum sich die Dinge so und nicht anders entwickelten. Und es ist durchaus möglich, dass die richtige Antwort darin besteht, dass jene, die nach der Konzil nach der Lehre noch katholisch blieben, es nicht verdienten, dass sie jene sein sollen, welche die Kirche neu aufbauen dürfen, was mit der Hilfe von Erzbischof Lefebvre und seiner Gemeinschaft vielleicht gelungen wäre, wenn auch sie katholisch geblieben wären. Aber auch, wenn dieser Neuaufbau nicht passiert wäre, ist es sicher, dass die „Tradition“ heute bedeutend besser da stünde und was die Hauptsache ist, dass weniger Menschen ihren Glauben verloren hätten und weniger Menschen auf Irrwege gelangt wären.

Ich für meinen Teil klage nun aber alle Mitglieder der FSSPX in der Öffentlichkeit an, welche die verhängnisvolle, in die Verdammung führende Ketzerei der Ideologie des Lefebvrismus noch immer nicht eingesehen haben und welche auf diese Weise in den letzten Jahrzehnten an dem Irreführen der Gläubigen bezüglich der Lehre und an dem ihren Heil bedrohenden Betrug freiwillig beteiligt waren und immer noch sind.
     Gleichzeitig bin ich aber zutiefst dankbar dafür, dass Gott mich nach meiner Konversion zunächst zu der FSSPX geführt hat. Ich bin davon überzeugt, dass Er diesen Umweg in Seiner unendlicher Weisheit eingerichtet hat, weil dies für meine allmähliche und deswegen sichere katholische Entwicklung unerlässlich war.
     Ich will mich aber bei den Lesern, die ich in der Vergangenheit durch meine Übersetzung und Veröffentlichung der irrigen Ansichten des Erzbischofs und seiner Anhänger auf dieser Homepage getäuscht habe, entschuldigen.


p. s. Es gibt im Internet unzählige Artikel zu diesem Thema: Hier kann man einige von denen lesen:
     „Papa“ haereticus
     Zwei Briefe zum Andenken von Dr. Katzer
     Die Krise der Kirche und die Frage des Apostolischen Stuhles
     PREDIGT VOM 4. OKTOBER 1981 von Abbé François Egregyi
     Schriften von Pater Noël Barbara – 1.
     Schriften von Pater Noël Barbara – 2.
     Dr. Josef Filser: Der Lefebvrismus

     und in französischer Sprache
     LA DIALECTIQUE HÉGÉLIENNE DE MONSEIGNEUR LEFEBVRE
     La Vacance du Saint-Siege


Dr. Eszter Élthes
Lajosmizse, 26. April 2015.


Die ursprüngliche ungarische Fassung des Briefes

Open Letter to All Present and Former Priests of the FSSPX


VISSZA


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