DER BEWEIS GEGEN DIE EVOLUTION

Prof. Dr. Henry M. Morris
Evolution im Zwielicht
Verlag Lebendiges Wort GmbH, Augsburg 1966
(Original: The Twilight of Evolution, 1963)

Kapitel II.
DER BEWEIS GEGEN DIE EVOLUTION


Kapitel I.: DER EINFLUSS DER EVOLUTIONSTHEORIE
Kapitel V.: DER URSPRUNG DER EVOLUTIONSTHEORIE


In diesem Kapitel wollen wir die Argumente gegen die Evolution zusammenfassen, indem wir zeigen, daß es weder einen Beweis für eine gegenwärtig stattfindende, noch für eine in der Vergangenheit stattgefundene Evolution gibt. Dabei ist es nötig, mit dem biblischen Bericht zu beginnen. Es ist offensichtlich unmöglich wissenschaftlich zu beweisen, ob eine Evolution in der Vergangenheit, vor aller menschlichen historischen Aufzeichnung stattgefunden hat oder nicht. Es liegt eben im Wesen der Sache selbst, daß die Geschichte der Erde und ihrer Bewohner keinem wissenschaftlichen Experiment unterzogen werden kann; diese Ereignisse sind nicht wiederholbar und können deshalb nicht mit der sogenannten "wissenschaftlichen Methode" analysiert werden.
     Man muß deshalb entweder mit der Annahme beginnen, daß Gott der Schöpfer und Urheber der Geschichte ist, oder damit, daß es keinen Gott gibt und die Geschichte der Erde und des Weltalls ohne ihn erklärt werden kann. Wie man seine Entscheidung trifft, es wird immer von der Voraussetzung abhängen, die man schon mitbringt: Wenn man mehr oder weniger willkürlich Gott bei der Entwicklung der Geschichte beiseite läßt, obwohl man auch die Möglichkeit der Existenz Gottes nicht ableugnen will, folgt man jedenfalls den Argumenten des Atheismus. Eindeutig sollte man jedoch erkennen, wenn Gott wirklich existiert und wenn er der Schöpfer und Erhalter der Geschichte ist, dann ist es töricht, diese Geschichte losgelöst von seinem offenbarten Wort verstehen zu wollen. In anderen Worten: nur von Gott können wir mit Sicherheit die Zeit der Schöpfung erfahren, die Ordnung der Schöpfung, die Bedeutung der Schöpfung, die Methoden der Schöpfung und jede weitere Tatsache, die sich mit vorgeschichtlichen Ereignissen befasst. Er war dabei und wir nicht!
     Deshalb glauben wir in jedem Fall, daß der einzig gültige Weg, um auf diesem Gebiet etwas Vernünftiges zu erreichen, die Anwendung der deduktiven Methode ist (die deduktive Methode in der Beweisführung ist ein logischer Schluß, bei dem vom Allgemeinen ausgehend das Besondere hergeleitet wird). Man beginnt entweder mit der einen oder anderen Voraussetzung und entwickelt dann sein System und seine Schlußfolgerungen. Man kann hierbei nicht die induktive Methode anwenden und versuchen, ein historisches Zeugnis aufgrund der winzigen Beweisstücke aufzubauen, die man heute evtl. findet (die induktive Methode ist die Herleitung von allgemeinen Regeln aus Einzelfällen). Wenn matt so vorgeht, benutzt matt in Wirklichkeit trotz allem die deduktive Methode, nur mit dem Unterschied, daß man mit der atheistischen Voraussetzung beginnt: Gott habe noch nicht in Bezug auf diese Dinge gesprochen.

Wir müssen deshalb einfach mit der Voraussetzung beginnen, daß Gott existiert und der Schöpfer und Erhalter dieses Universums ist. Folglich müssen. wir anerkennen, daß Gott sich offenbaren kann. Die Bibel behauptet auf verschiedenste Weise, diese Offenbarung Gottes zu sein und hat diese Behauptung vielfältig bestätigt. Deshalb müssen wir bei jeder historischen oder wissenschaftlichen Beweisführung an diesem Punkte beginnen.

In Bezug auf die Möglichkeit, daß die Evolution in der Gegenwart oder in der Vergangenheit stattgefunden hat, müssen wir zu allererst klar definieren, was mit Evolution überhaupt gemeint ist. Evolution bedeutet nicht bloße Veränderung. Es ist wichtig, dies festzuhalten, da die Beweise, die von den meisten Evolutionisten für die angebliche Tatsache der Evolution vorgebracht werden, nichts mehr als Beweise für eine Veränderung darstellen. Die eigentliche Evolution wäre jedoch eine Veränderung ganz besonderer Art!

Nochmals wollen wir den zeitgenössischen Kronzeugen der Evolution, Sir Julian Huxley, diese besondere Frage formulieren lassen: „Evolution ist ein einseitiger Vorgang, zeitlich nicht umkehrbar, der augenscheinliche Neuheiten und eine größere Vielfalt verursacht und zu höheren Stufen der Organisation führt, mit größeren Unterscheidungsmerkmalen, von komplexerer Art, aber zur gleichen Zeit starker integriert.“
     J. H. Jauncey definiert die Evolutionstheorie in seinem kürzlich auch in Deutschland erschienenen Buch, Naturwissenschaft auf den Spuren Gottes (1965, S.54) wie folgt: „Die Evolutionstheorie behauptet, daß alle Lebewesen in Beziehung zueinander stehen. Am Anfang gab es nur eine lebendige Zelle, aus dieser haben sich durch Entwicklung immer mehr und mehr Lebewesen der verschiedensten Arten entwickelt, bis die Welt der Organismen entstand, wie wir sie heute sehen. … Weiterhin wird gesagt, daß dieser ganze Prozeß den Gesetzen des Zufalls unterliegt.“
     Diese Behauptung soll beide, die organische wie die anorganische Evolution umfassen und die gesamten physikalischen und biologischen Weltallsysteme erklären. Das heißt, alles im Universum hat sich durch diesen Vorgang der Evolution, der Entfaltung, des Fortschritts, zu immer höheren Stufen der Gliederung und Komplexität entwickelt.

Angesichts dieser Beschreibungen wollen wir die Frage aufwerfen, ob es irgendeinen Beweis dafür gibt, daß ein solcher Vorgang gegenwärtig in der Welt stattfindet. Die Antwort, sowohl von der Heiligen Schrift, wie auch vom wissenschaftlichen Standpunkt her ist eindeutig nein!
     Was die Bibel betrifft, so ist dieser Vorgang der Gliederung, ansteigender Komplexität, der Entfaltung und Eingliederung usw. einfach der Schöpfungsvorgang selbst. Und nach der Schrift findet dieser Schöpfungsvorgang jetzt nicht mehr statt.
     1 Mose 2,1-3: „So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Wer¬ken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ibn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.“
     2 Mose 20,11: „Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“
     2 Mose 31,17: „Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israel. Denn in sechs Tagen machte der Herr Himmel und Erde, aber am siebenten Tage ruhte er und erquickte sich.“
     Psalm 33,6/9: „Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. Denn wenn er spricht, so geschieht es; wenn er gebietet, so steht es da.“
     Nehemia 9,6: „Herr, du bist es allein, du hast gemacht den Himmel und aller Himmel mit ihrem ganzen Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was darinnen ist; du machst alles lebendig, und das himmlische Heer betet dich an.“
     2 Petrus 3,5: „Denn sie wollen nichts davon wissen, daß ein Himmel vorzeiten auch war, dazu eine Erde aus Wasser und im Wasser bestanden durch Gottes Wort.“
     Hebräer 4,3: „Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig.“
     Hebräer 4,10: „Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken gleichwie Gott von den seinen.“
     Diese Schriftstellen im Alten und Neuen Testament zeigen klar, daß Gott das Schöpfungswerk am Ende der sechs Tage beendet hatte. Gott erhält jetzt alles, was er in diesen sechs Tagen schuf, ohne noch weiter etwas Neues zu erschaffen.

Gott hat uns in seinem Wort klar mitgeteilt, daß in unserer Zeit weder etwas neu erschaffen noch wirklich zerstört (aufgelöst) wird, und wir sind deshalb nicht überrascht, wenn wir beim Erforschen der Naturgesetze herausfinden, daß das grundlegendste, universellste und bestbezeugte Gesetz jeglicher Wissenschaft das Gesetz der Erhaltung ist!
     Tatsächlich gibt es mehrere sogenannte wissenschaftliche Erhaltungsgesetze: Erhaltung der Masse, Erhaltung linearer Kraftwirkung, Erhaltung winkeliger Kraftwirkung, Erhaltung elektrischer Ladung und Erhaltung von Energie, um nur die wichtigsten zu nennen. Ohne Zweifel ist dabei das einzige, wirklich universale Erhaltungsgesetz das der Energieerhaltung. Besonders wenn man die möglichen Masse-Energie-Umwandlungen berücksichtigt.
     Energie, definiert als "Kapazität Arbeit zu verrichten", umfaßt tatsächlich alle Dinge des physikalischen Weltalls. Wegen der Masse-Energie-Äquivalenz sind alle Formen der Materie in Wirklichkeit nichts anderes als Formen der Energie. Energie kann auch in mechanischer, elektrischer, elektromagnetischer und chemischer Form, in Licht-, Hitze-, Schall- und anderen Arten der Energie auftreten.
     „Der erste Hauptsatz der Thermodynamik ist einfach eine andere Bezeichnung für das Gesetz der Energieerhaltung. ... Dieser erste Hauptsatz stellt fest, daß Energie auf verschiedene Weise umgewandelt, aber weder erschaffen noch zerstört werden kann.“ (Prof. A. R. Ubbelohde: Man and Energy, New York, 1955)
     Alle Vorgänge im Universum, physikalische, geologische, biologische usw., bedingen die Umwandlung von Energie. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, daß die gesamte physikalische Realität einfach die Auswirkung aller Energien des Weltalls ist, grundlegend beschrieben und kontrolliert durch das Gesetz der Energieerhaltung, nach dem Masse-Energie weder erschaffen noch zerstört wird. Und dies ist genau, was uns die biblische Offenbarung mitteilt.

Wir sollten ebenso verstehen, daß dieses universale Gesetz der Energieerhaltung der Evolutionshypothese (die behauptet, daß eine "Schöpfung" – d. h. eine fortschreitende Gliederung, Vervollständigung und Entfaltung – gegenwärtig laufend stattfindet) direkt widerspricht und sie deshalb widerlegt.
     Wenn aber der erste Hauptsatz der Thermodynamik die Evolution widerlegt, von welcher Bedeutung ist dann erst der zweite Hauptsatz der Thermodynamik! Der zweite Hauptsatz, ebenso universell und über jeden wissenschaftlichen Zweifel erhaben wie der erste, stellt fest, daß bei allen Energieumwandlungen eine Tendenz dazu besteht, daß ein Teil der betroffenen Energie in nichtumwandelbare Hitzeenergie verwandelt wird; d. h. die einem System oder bestimmten Vorgang zur Verfügung stehende Energie zur Verrichtung einer Tätigkeit wird verringert. Sie "erschöpft" sich oder "nutzt sich ab". Der Begriff Entropie (Wärmegewicht) wird nun als Maß für diese Energiemenge benutzt, die dem System als frei verfügbare Energie entzogen wird, und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik steht deshalb fest, daß die Entropie eines in sich geschlossenen Systems niemals abnehmen kann, sondern im Gegenteil dazu neigt zuzunehmen.

Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik wurde ursprünglich von Carnot, Clausius und Kelvin entwickelt, und begann mit Arbeiten über das technische Problem der Dampfmaschine. In seinen Frühformen wurde er ungefähr um dieselbe Zeit wie Darwins Veröffentlichung der Origin of Species entwickelt. Jedoch wurden seine weitreichenden Folgen erst langsam gegen Ende des 19. Jahrhunderts erkannt. Sogar heute haben die meisten Menschen, besonders aber die Evolutionisten, sehr wenig Verständnis für die gewaltigen Folgen dieses Gesetzes.
     „Das Verständnis des Gesetzes hat seit der Zeit Clausius' und Kelvins beständig zugenommen. ... In seinen modernsten Formen wird der zweite Hauptsatz in einem extrem weiten Umfang als gültig erkannt. Es ist eine bemerkenswerte Darstellung der Ausdehnungskraft menschlichen Intellekts, daß ein Prinzip, das zuerst in Verbindung mit dem schwerfälligen Puffen der frühen Dampfmaschinen entdeckt wurde, als für die ganze Weh gültig erkannt worden ist, und möglicherweise sogar für das gesamte kosmische Weltall.“ (Prof. A. R. Ubbelohde: Man and Energy, New York, 1955)
     Der Physiker R. B. Lindsay, Dekan der Brown University Graduate School, sagt in Bezug auf die universale Bedeutung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik: „Thermodynamik ist eine physikalische Theorie weitester Verbreitung, die auf praktisch alle Ebenen menschlicher Erfahrung ihren Einfluß ausübt. Man könnte sie eine Beschreibung des Verhaltens der Materie im Gleichgewicht und ihrer Veränderung von einem Gleichgewichtszustand zum anderen nennen. Die Thermodynamik arbeitet mit zwei Hauptbegriffen und mit zwei großen Prinzipien. Die beiden Begriffe sind Energie und Entropie (Wärmegewicht); die beiden Prinzipien sind der erste und zweite Hauptsatz der Thermodynamik.“ (Entropy Consumption und Values in Physical Science, American Scientist, Vol. 47, September 1959)

Ebenso besteht kein echter Zweifel daran, daß die zwei Hauptsätze sowohl auf biologische, als auch auf physikalische Systeme anzuwenden sind. Tatsächlich verwerfen heute praktisch alle evolutionistisch eingestellten Biologen den biologischen Vitalismus und bestehen darauf, daß alle biologischen Vorgänge wirklich nur physisch-chemische Vorgänge sind, ohne Beteiligung einer "Lebenskraft" oder "Lebensenergie". Daraus folgt, daß sich diese physisch-chemischen Vorgänge in allen Lebenssystemen den zwei Hauptsätzen der Thermodynamik angleichen müssen. Die Bedeutung dieser Tatsache wird ersichtlich, wenn der zweite Hauptsatz in allgemeinen Begriffen erklärt wird. Wie oben angedeutet, sind seine Folgerungen weit umfangreicher als sie in der Tendenz gewisser Vorgänge, nichtumwandelbare Wärmeenergie zu erzeugen, gefunden werden. Die thermodynamische Anwendung ist in Wirklichkeit nur ein besonderer Fall einer allgemeinen Neigung, nach der alles "wahrscheinlicher, zufälliger" wird, d. h. desorganisierter, "ziellos".
     Harold Blum, Biologe an der Princeton Universität, macht uns dies mit seiner Anwendung vorliegender Tatsache auf biologische Systeme ganz klar: „Eine Hauptkonsequenz des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik ist die, daß alle echten Prozesse einem Zustand größerer Wahrscheinlichkeit entgegengehen. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion, die gewöhnlich in der Thermodynamik verwendet wird, ist die Entropie. … Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, daß ein sich selbst überlassenes isoliertes System größerer Entropie und damit auch einem größeren Zufälligkeits- und Wahrscheinlichkeitsfaktor entgegengeht.“

Man kann sich kaum zwei so völlig gegensätzliche Prinzipien wie das der Entropie und das der Evolution vorstellen. Jedes ist gerade das Gegenteil zum anderen. Wie Huxley es definierte, umfaßt die Evolution eine ständige Zunahme von Ordnung, Organisation, Größe und Komplexität. Es scheint von vornherein erwiesen, daß keineswegs beide Prinzipien wahr sein können. Aber es besteht nicht der geringste Zweifel, daß der zweite Hauptsatz der Thermodynamik wahr ist!
     Natürlich ist es möglich, daß die Entropie in einem offenen System abnimmt [d.h. die Ordnung zunimmt]. In der Tat ist jeder Fall einer begrenzten Zunahme an Organisation, z. B. das Wachstum eines Kindes, die Entwicklung eines Kristalls, die Errichtung eines Gebäudes, ein Beispiel des Zustroms überschüssiger "Energie" oder "Information" in dieses bestimmte offene System, so daß seine ursprüngliche Neigung zum Zerfall vorübergehend aufgehoben wird. Doch beginnen das Kind, der Kristall oder das Gebäude oder irgend etwas sonst schließlich zu altern, sich abzunutzen oder zu vergehen. Sogar das zeitweilige, angeblich "natürliche" Wachstum eines Organismus muß man letzten Endes der Schöpfungs- und Erhaltungskraft Gottes, einem wunderbaren Mechanismus der Mehrung und Erhaltung, zuschreiben.
     Wir sollten uns auch daran erinnern, daß die Evolution im Verständnis ihrer Verfechter sowieso nicht eine einzelne lokalisierte Erscheinung ist, sondern vielmehr ein universales Gesetz, daß gleichermaßen sowohl die Entwicklung der Arten in der Biologie, der Elemente in der Chemie und der Sonne in der Astronomie erklärt! Wie Huxley ausdrücklich sagt: „Das gesamte Sein ist Evolution.“
     Man kann sich kaum vorstellen, daß die Hauptvertreter des Evolutionsgedankens, geschweige denn die Vielzahl ihrer unkritischen Mitläufer sich jemals wirklich mit diesem groben Widerspruch zwischen ihrer Theorie der Evolution (die sie lautstark als eine "Tatsache" ausgeben) und dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik auseinandergesetzt haben. So hat z. B. die große Darwinsche Jahrhundertfeier 1959 an der Universität von Chicago die anerkannten Führer auf diesem Gebiet aus aller Welt zusammengeführt, und bei den vielen originellen Beiträgen und zahlreichen Diskussionen dieses Treffens wurde offensichtlich noch nicht einmal die Existenz dieses Problems erkannt. Die in drei Bänden vorliegenden Arbeiten und Diskussionsbeiträge dieser Konferenz erwähnen dieses Problem fast nicht. Während es möglich ist, daß ein Beitrag übersehen wurde, hat eine sorgfältige Untersuchung gezeigt, daß nur zwei der Verfasser dieses Symposiums darauf Bezug nahmen, und dies nur sehr kurz und oberflächlich.

Bis dieser schwerwiegende Widerspruch gründlich aufgeklärt und harmonisiert ist, sehen sich die Befürworter des Schöpfungsgedankens in ihrer Überzeugung vollauf gerechtfertigt, daß die Evolution als universelles Prinzip nicht nur unbewiesen, sondern auch statistisch fast unmöglich ist! Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besteht klar und eindeutig darauf, daß es eine universale Tendenz zum Zerfall und zur Desorganisation gibt, nicht aber des Wachstums und der Entwicklung. Dies trifft auf der gesamten kosmischen Ebene zu; und obwohl zeitweilig in kleinerem Maße eine begrenzte örtliche Zunahme an Ordnung gefunden wird, die durch äußere Einflüsse bedingt ist, so geschieht diese nur vorübergehend und wird endlich vergehen.

Diese Erkenntnis bietet aber für den Christen keineswegs eine Überraschung. Denn er findet hier nur bestätigt, was er schon im Worte Gottes gelesen hat. Nicht nur hat Gott uns wissen lassen, daß er seine Schöpfung vollendet hat und sie jetzt erhält, so daß nichts Weiteres geschaffen noch ausgelöscht wird, sondern Er hat uns auch gelehrt, daß es überall in der Welt eine Neigung zum Zerfall und zum Tode hin gibt. Alle Dinge, sich selbst überlassen neigen dazu zu altern, sich abzunutzen und schließlich zu sterben.
     Du hast vorzeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind dein er Hande Werk. Sie werden vergehen, du aber bleibst; s:e werden alle veralten wie ein Gewand; wie ein Kleid wirst du sie wechse!n, und sie werden verwandelt werden (Psalm 102: 26,27).

Jesaja 51,6: „Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde; denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.“
     Römer 8,20-22: „Es ist die Kreatur unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern um des Willen, der sie unterworfen hat – auf Hoffnung; denn auch die Kreatur wird frei werden von der Knechtschaft des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.“
     1. Petrus 1,24: Denn „alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen.“
     Prediger 3,20: „Es fährt alles an einen Ort. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub.“
     Matthaus 24,35: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“

Nicht nur, daß uns die Bibel über die Tatsache alles Vergehens in der Schöpfung berichtet, sondern sie gibt uns auch die Erklärung dafür, was der Thermodynamik nicht möglich ist. Die allgemeine Gültigkeit des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik ist bewiesen, aber niemand weiß, warum dieses Gesetz zutrifft. Es ist strikt genommen ein Erfahrungsgesetz (empirisches Gesetz), das sich dort immer wieder als richtig erwiesen hat, wo man es nachprüfen konnte, für das es aber keine bekannte, natürliche Erklärung gibt.
     Die Erklärung der Bibel zeigt uns nun den Grund: der Fluch Gottes über diese Welt und ihrer gesamten Ordnung wegen der Sünde Adams. Die Heilige Schrift berichtet uns, daß am Ende der sechs Schöpfungstage „Gott alles ansah, was er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31). Wer noch irgendeinen Zweifel hat, was damit gemeint ist, so wird dieser durch die Schilderung der Zustände auf der neuen Erde beseitigt, die Gott nach dieser gegenwärtigen Ordnung schaffen wird. In Offenbarung 21,4 wird verheißen, daß es dann (1) kein Leid, (2) keinen Schmerz, (3) kein Weinen und (4) keinen Tod mehr geben wird. Daß all diese Dinge mit dem Fluch über diese gegenwärtige Weltordnung verbunden sind, ist aus der parallelen Aussage in Offenbarung 22,3 ersichtlich, die eine vom Fluch befreite neue Erde bezeugt. Und man kann diese Wahrheit ebenfalls aus der ursprünglichen Aussage des Fluches erkennen, wie er im 1. Mose 3,17 zu finden ist.
     Wir sind deshalb der Überzeugung, daß es nach der Lehre der Bibel ursprünglich in dieser Welt, als die Schöpfung vollendet war, keinerlei Unordnung, keinerlei Zerfall, keinen Alterungsprozeß und vor allem keinen Tod gab. Alles war „sehr gut“.
     Doch „ist durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde (Römer 5,12). Eva hörte auf die Worte Satans, und Adam hörte auf die Worte seiner Frau, und beide verneinten sie dadurch Gottes Wort und weigerten sich ganz offenkundig, Seinem Wort zu gehorchen. Die Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer wurde unterbrochen, und die vollkommene Ordnung der Schöpfung Gottes und ihr Zweck wurde durch den Eintritt der Unordnung und der Auflehnung in diese Welt gestört. Da Adam Herr der ganzen Erde und alles, was darin wohnt, genannt wurde (1. Mose 1,28), so umfaßte der Fluch gleichermaßen auch alles unter seiner Herrschaft.
     Nach dem Bericht der Bibel lautet dieser Fluch: „Und zum Manne sprach er: Weil du gehorchest hast der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich davon nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bist du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ (1. Mose 3,17-19)
     Wie wir schon weiter oben in Verbindung mit der endlichen Hinwegnahme des Fluches von der Erde gesehen haben, besteht dieser aus vier Dingen: (1) Leid, (2) Schmerz symbolisiert durch die Dornen und Disteln, (3) Weinen, d. h. das Seufzen, der Kampf und die Anstrengungen, die nötig sind, um einer widerwilligen Erde den Ertrag abzuringen – angedeutet durch den Schweiß und (4) der Tod, wenn die hochorganisierten Proteine und andere Zellenstrukturen des Körpers endlich zusammenbrechen, vergehen und schließlich zu ihren Urelementen zurückkehren – „der Staub von der Erde“, aus dem er geschaffen war.
     Dies alles kann in Form eines großen Prinzips des Zerfalls und der Unordnung auf der Erde zusammengefasst werden. Adam war ursprünglich beauftragt worden, sich die Erde "untertan" zu machen und über sie zu herrschen. Doch müssen er und seine Nachkommen jetzt mit einer Erde rechnen, die seinen Bemühungen widersteht. Nur durch andauernde Anstrengung und Bewältigung der verschiedensten Schwierigkeiten kann die Ordnung erhalten oder vergrößert werden. In diesem Kampf geht es nicht ab ohne viel Schmerzen und Leiden, ein Beweis unserer äußerlich und innerlich disharmonischen Umwelt. Und zuletzt, trotz aller Leiden, aller Schmerzen und alles vergossenen Schweißes, wird die Erde endlich Sieger bleiben und den Menschen als "Staub" zurückgewinnen.
     Gibt es noch irgendeinen Zweifel, daß wir hier die wahre Erklärung für die ständige Zunahme der Entropie [zunehmende Unordnung] in der Welt finden? Wie der Physiker R. B. Lindsay in Bezug auf den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik gesagt hat: „Unsere Erfahrung weist auf die Tatsache hin, daß jeder lebende Organismus schließlich stirbt. Dies ist ein Vorgang, bei dem die hochentwickelte Ordnung der Organismen zu einer wahllosen und ungeordneten Ansammlung von Molekülen reduziert wird. Wir werden daran erinnert, daß wir Staub sind und daß wir zuletzt zum 'Staube' zurückkehren sollen.“

Der genaue physiologische Mechanismus, der dafür verantwortlich ist, daß z. B. ein Tier altert und stirbt, ist noch nicht hinreichend geklärt worden. Hier bietet sich tatsächlich eine Aufgabe ersten Ranges für die moderne Forschung. Wie Howard Curtis vom Brookhaven National Laboratory bemerkt: „Jeder erkennt, daß er im Laufe der Zeit gewissen nachteiligen Veränderungen unterworfen ist, die schließlich zum Tode in der einen oder anderen Form führen. Wir nehmen diese Tatsache als unausweichlich hin. Man kann sich schwerlich einen biologischen Vorgang von größerem Allgemeininteresse vorstellen, und dennoch haben sich im Laufe der Jahre die Erklärungen für diese Erscheinung meistens in vagen Verallgemeinerungen erschöpft. Sogar heute können sich die Gerontologen noch nicht auf eine Begriffsbestimmung des Alterns einigen.“
     Nachdem Curtis verschiedene vorgeschlagene Alterungsgründe anführt, legt er bedeutende moderne Beweise dafür vor, daß die Hauptursache des Zerfalls in körperlichen Mutationen zu finden ist. Diese sind plötzlich auftretende Veränderungen in der Struktur der Körperzellen, die sich von den Keimzellen, die zur Übertragung von Charaktermerkmalen von den Eltern auf die Nachkommen dienen, wesentlich unterscheiden. Diese Mutationen werden durch Strahlung (Radiation) oder andere Änderungsfaktoren hervorgerufen, die sowohl die Organe wie auch die allgemeine Körperzellenstruktur des Tieres beeinflussen.“
     Curtis schreibt: „Sicherlich ist die überwältigende Mehrheit der Mutationen schädlich; wenn z. B. die Organe älterer Tiere eine genügende Anzahl mutierte Zellen enthalten, steht tatsächlich fest, daß diese Organe nicht so leistungsfähig funktionieren wie sie eigentlich sollten.“
     Diese körperlichen Mutationen haben keinerlei Auswirkung auf die Evolution, da erworbene Charakterzüge nicht vererbt werden, wie jetzt hinreichend bekannt ist. Jedoch kann man auch ähnliche Mutationen in den Keimzellen feststellen, und diese können und werden auf die Nachkommen übertragen. Diese genetischen Mutationen müssen einen gleichermaßen schädlichen Einfluß auf die gesamte Art haben, genau so wie die körperlichen Veränderungen eindeutig zum Altern und zum Tod des Individuums zu führen scheinen. Jedoch sind die Keimzellen viel besser als die Körperzellen vor Einflüssen geschützt, die eine Mutation hervorrufen können.
     Wie Curtis sagt: „Man führt an, daß die Mutationshäufigkeit bei Körperzellen viel höher liegt als bei den Fortpflanzungszellen, und daß dieser Umstand den Tod des Individuums herbeiführt und das überleben der Art sicherstellt.“
     Doch steht fest, daß schließlich sogar viele Arten vergehen und durch den angehäuften Einfluß von Generationen der Mutation und den einer feindlichen Umgebung (wozu in nicht geringem Maße die Anwesenheit des Menschen zählt) aussterben. Die Folgen des Sündenfalls und des Fluches sind gleich weltweit und Jahrtausende alt; und man findet wirklich keine andere zufriedenstellende Antwort für die Tatsache, daß „die ganze Schöpfung bis jetzt noch überall seufzt und mit Schmerzen einer Neugeburt harrt“.
     In einer Ansprache vor Mitgliedern der amerikanischen Honorarvereinigung Phi Beta Kappa sagte der bekannte Anthropologe Loren Eisele: „Während man sich zwischen all diesem Speicherstaub herumbewegt, wird es dennoch immer klarer, daß irgendein tödlicher Umstand, ein arsenhaltiges Gift irgendwo hinter der freundlichen Fassade der natürlichen Ordnung oder sogar der verlockendsten kulturellen Einrichtungen lauert, die der Mensch fähig ist zu schaffen.“

Dennoch offenbart das Wort Gottes nicht nur den Grund für den universellen Zerfall, sondern es offenbart auch, daß dieser nicht ewig fortdauert. Das Offenbarwerden der erlösten Gotteskinder, die Befreiung der Kreatur, der neue Himmel und die neue Erde, alle werden durch die gewaltige Tatsache Jesu Christi ermöglicht. Gott in Christus hat die Welt durch sich selbst von Sünde und Tod erlöst, indem Er für die Sünden der ganzen Welt starb (1. Johannesbrief 2,2) und aus dem Grabe leiblich auferstand. Zur Zeit nimmt Gott „ein Volk heraus zu seinem Namen“ (Apostelgeschichte 15,14) und erneuert die, die Er ruft und die „an seinem Namen glauben“ (Johannes 1,12-13). Er macht sie durch das Innewohnen seines Heiligen Geistes zu „Gotteskindern“ (Römer 8,14), die, wenn Christus „erscheinen wird“ (1. Johannesbrief 3,2-3) öffentlich als solche proklamiert werden – d. h. dann, wenn Christus am Ende dieses Zeitalters wiederum kommen wird.
     Doch bis Er kommt, verharrt die ganze Schöpfung in den Fesseln des Vergehens. Physikalische Systeme, die sich selbst überlassen bleiben, laufen schließlich ab und enden irgendwo; biologische Organismen altern und sterben; Völkerschaften, die von aufbauenden Einflüssen isoliert werden, entarten und vergehen; und der Einzelne, der die wiederbelebenden Kräfte des Evangeliums und all seiner Folgen (Einfluß auf Gesetzgebung, Ethik usw.) verwirft oder vernachlässigt, wird bald moralisch und geistlich, wie auch physisch sterben.
     „Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“ (Jakobus 1,15)

Alle diese Dinge stehen der gesamten Vorstellung und Philosophie der Evolution so absolut entgegen, daß man sich kaum zwei so völlig entgegengesetzte Systeme vorstellen kann. Sie sind sich nur in einer Hinsicht gleich: beide setzen eine dauerhafte Veränderung voraus. Aber bei dem einen System ist dies eine Änderung aufwärts, bei dem anderen eine Änderung abwärts. Das eine heißt Entwicklung, das andere Entartung; eines Wachstum, das andere Zerfall.

Hier begegnen wir in unserer Untersuchung dieser Frage einer sehr bemerkenswerten Erscheinung. Die Tatsache der Veränderung, die sowohl biblisch als auch wissenschaftlich als eine universale Folge des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik beobachtet wird, ist gerade von den Evolutionisten als Beweisgrundlage für ihre Theorie beansprucht worden.
     Niemand wird bestreiten, daß gewisse Veränderungen stattfinden. Neue Abarten der verschiedensten Arten entwickeln sich durch die verschiedensten biologischen Einf1üsse. Jedoch bewegen sich diese Veränderungen meistens innerhalb sehr eng gezogener Grenzen. So bleiben z. B. die verschiedenen Hunderassen untereinander zeugungsfähig und gehören weiterhin zur Gattung "Hund". Im Bereich der uns konkret überlieferten Erfahrung ist es höchst fragwürdig, ob die Vertreter der Evolution mit Bestimmtheit auf mehr als diese Art einer stattfindenden Veränderung hinweisen können. Die Mendelschen Vererbungsgesetze lassen vielerlei Veränderungen durch die Auswahl genetischer Faktoren zu, die im Chromosomenaufbau der Keimzellen jeder einzelnen Art vorhanden sind. Jedoch haben solche Veränderungen (oder, je nach Definition, manchmal Artbildungen) immer ganz bestimmte Grenzen!
     Es ist dies genau die Situation, die man aufgrund des Schöpfungsberichts im 1. Buch Mose erwarten darf. In diesem Bericht wird nichts darüber gesagt, wieviele ursprüngliche "Arten" es gegeben hat, oder was alles in dem Begriff "Art" eingeschlossen war. Jedoch zeigt uns der Bericht auch deutlich, daß ganz bestimmte Grenzen für die möglichen biologischen Veränderungen gezogen waren. Die einzige biologische Einheit, die benannt wird, heißt ebenfalls Art (wenn auch nicht gleichbedeutend mit dem heutigen Art-Begriff), wie im ersten Kapitel des 1. Buch Mose mindestens zehnmal erwähnt wird, daß bestimmte Gattungen lebender Wesen jede sich nach ihrer Art vermehren sollte. Die bestimmten Grenzen für mögliche biologische Veränderungen aber sind nach dem biblischen Bericht möglicherweise in der gegenseitigen Befruchtungsfähigkeit zu sehen. Doch kann mit Sicherheit angenommen werden, daß Veränderung und Artbildung innerhalb dieser Grenzen möglich sind.
     Zwei Biologen der Stanford Universität kommentieren in einem Artikel diesen unfertigen Zustand des "Artenproblems" in der modernen biologischen Forschung: „Der Begriff Species sollte nur in seiner ursprünglichen, weniger einschränkenden Bedeutung von 'Art' benutzt werden. Es besteht kein Grund, warum quantitative Methoden zur Untersuchung phenetischer Verhältnisse (die auf Ähnlichkeiten anstatt vermuteter Abstammung basieren) auf der gegenwärtig noch ungenau definierten Artenebene nicht benutzt werden sollten.“

Doch haben Veränderungen dieser Art nichts mit dem zu tun, was die Vertreter der Evolution als wahre Evolution bezeichnen. Bloße Umgruppierung der schon vorhandenen genetischen Faktoren ist keine Evolution. Dieser Vorgang gleicht dem der Energieumwandlung in einem physikalischen System, wobei in Wirklichkeit nichts gewonnen oder hinzugefügt wird, sondern wobei sich nur die Form verändert. Es müssen vielmehr einige dauerhafte und vererbliche Änderungen ganz anderer Art stattfinden, als die, die heute möglicherweise vorkommen. Solche Veränderungen werden Mutationen genannt und werden durch eine bestimmte und plötzliche Veränderung in einem oder mehreren Genen (Erbfaktoren) der Keimzelle hervorgerufen. Bonner schreibt: ,,[Mutation] ist eigentlich der Faktor von fundamentaler Bedeutung. Da Mutationen eine chemische Veränderung in der Keimzellenstruktur bedeuten, müssen alle fortschrittlichen Verbesserungen letztlich durch Mutation entstehen. Alles, was durch ein Umkombinieren herbeigeführt werden kann, ist ein Hin- und Herschieben der schon durch Mutation vorhandenen Tatsachen. Erbmassenmutation stellt das Rohmaterial für die Evolution zur Verfügung, und Umkombinieren bereitet dieses Material auf verschiedenste Weise so vor, daß die Auslese durch Verfügbarkeit einer ganzen Reihe möglicher Gliederungen weitergeführt werden kann.“
     Daß echte Mutationen vorkommen und auch vererblich sind, und daß diese in einer nachhaltigen Veränderung innerhalb der Arten resultieren, braucht kein Anhänger des Schöpfungsgedankens im mindesten zu bezweifeln. Aber das Entscheidende dabei ist, daß diese Veränderungen vollkommen mit dem universalen Gesetz des Zerfalls übereinstimmen: darauf laufen tatsächlich alle solchen Veränderungen hinaus.
     Denn eine Mutation ist eigentlich eine urplötzliche und scheinbar zufällige Veränderung der Erbmassenstruktur der Keimzelle; sie wird hervorgerufen durch in die Zelle eindringende Strahlung, durch Erbmassen-verändernde Chemikalien, oder durch eine andere zersetzende Ursache. Die Folge davon könnten wir mit den Folgen einer Explosion in einer Fernsehröhre vergleichen. Sicher würde eine Änderung eintreten, die aber bestimmt keine Verbesserung bedeutete!
     James F. Crow schrieb 1958: „Mutation und Mutationsfolgen sind an einer großen Auswahl von Experimentierpflanzen und -tieren, auch am Menschen, untersucht worden. Ein gemeinsames Ergebnis kommt deutlich zum Vorschein: Fast alle Mutationen sind schädlich. Diese Schaden reichen von abgeänderten Erbfaktoren, die ihre Träger abtöten, bis zu solchen, die nur geringe Schwächungen hervorrufen. Auch wenn wir keine größere Anzahl Daten zu diesem Punkt hatten, können wir jedoch schon auf theoretischer Grundlage ziemlich sicher sein, daß Mutationen normalerweise nachteilig sind. Denn eine Mutation ist eine zufällige Veränderung eines hochorganisierten, ziemlich unbehindert funktionierenden lebendigen Körpers. Eine willkürliche Veränderung in dem hochintegrierten System der chemischen Vorgänge, die das Leben darstellen, wird dieses mit größter Wahrscheinlichkeit schädigen.“
     (In einem Interview mit Georg Gerster bestätigt der bekannte französische Biologe Jean Rostand (selbst ein Befürworter der Evolution) dieses Urteil über die fast uneingeschränkte Schädlichkeit der Mutationen und die Unhaltbarkeit des Begriffs der natürlichen Auslese. Aus der Werkstatt des Wissens. 2. Folge, Ullstein Buch Nr. 196, Frankfurt/Main, 1958. S. 17 und S. 14 ff.)

Es fällt den Evolutionisten schwer, tatsächlich geschehene Mutationen aufzufinden, die sich von einfachen Rekombinationen erblicher Faktoren unterscheiden, die im Kampf um die Existenz von Bedeutung sind. Manchmal kann eine seltene Mutation, wie z. B. die Bakterien-resistenz gegen Penicillin, zufällig zu einer verbesserten Fähigkeit führen, um sich in einer veränderten Umwelt zu behaupten. Und es sind diese gelegentlichen, hilfreichen Mutationen (die in künstlich veränderten Umgebungen tatsächlich vorkommen), die von den Befürwortern der Evolution als der eigentliche biologische Mechanismus angesehen werden, der für die gesamte Entwicklung aller lebenden Organismen über geologische Zeiträume hinaus verantwortlich sein soll! Der hypothetische Vorgang der natürlichen Auslese soll nun auf diese gelegentlichen Mutationen in solch einer Weise einwirken, daß die sehr seltenen, günstigen Mutationen bewahrt, alle anderen aber ausgeschieden werden. Tatsächlich ist die Chance, daß eine Mutation in irgendeiner Umgebung sich als nützlich erweist, umso geringer, je komplexer ein Organismus aufgebaut ist. Dieses ist ein Prinzip von solcher Allgemeingültigkeit, wie sie auch auf die meisten anderen physikalischen "Gesetze" zutrifft; in anderen Worten: je komplexer eine Struktur, desto unwahrscheinlicher ist es, daß eine zufällige Änderung deren Komplexität erhöhen und günstig beeinflussen wird. Deshalb scheint die Auffassung einer Evolution durch Mutationen ungefähr genau so logisch wie die Behauptung, daß ein Wanderer eher am Nordpol als am Südpol ankommt, wenn er fortwährend 99 km nach Süden und anschließend 1 km nach Norden schreitet!
     Deshalb sind Mutationen in Wirklichkeit weit eher eine vollkommene Illustration des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, der besagt, daß die natürliche Tendenz aller Veränderungen zu einem höheren Grad der Unordnung und Zufälligkeit hinführt. Dies aber bedeutet, daß die allgemeine Richtung der Veränderung einer biologischen "Art" zu einer Wertminderung anstatt zum Fortschritt führt. Man kann dies nicht nur im Falle der gegenwärtig stattfindenden genetischen Veränderungen, sondern auch in jenen Beweisen sehen, die so oft für evolutionistische Veränderungen in der Vergangenheit zitiert werden. So wird z. B. das Vorhandensein verkümmerter Organe manchmal als Argument für die Evolution zitiert, doch ist es sofort ersichtlich, daß der Verlust von Organen durch deren Nichtbenutzung ein Beispiel für den Zerfall ist.
     Gleicherweise offenbart die Palaontologie (die Lehre von den ausgestorbenen Lebewesen), daß praktisch jeder Typ eines in der Gegenwart lebenden Geschöpfes Vorfahren in den Gesteinsablagerungen aufzuweisen hat, die größer als ihre heutigen Nachkommen sind. Man denke nur an die Mammuts, die Höhlenbären, die Säbelzahntiger, die riesigen Auerochsen, die Dinosaurier, die riesigen Biber, Kakerlaken, Rhinos und sogar menschliche Riesen! Die evolutionistische Zunahme an Größe und Komplexität, die angeblich durch die Ablagerungsfunde gezeigt werden soll, bricht beim Übergang von den vermuteten Zeitspannen einer geologischen Vergangenheit zu den tatsächlichen Lebewesen der Gegenwart zusammen! Und diese zweifelhaften Stammesgeschichten der Lebewesen aus den Versteinerungsfunden können in einer anderen Weise ausgelegt werden, die den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik bestätigen, anstatt ihm zu widersprechen.

Bevor wir aber dieses Thema verlassen, wäre es angebracht, eine neue Theorie zu erwähnen, die versucht hat, die durch den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik aufgeworfenen Probleme zu umgehen. „Ein neuer Vorschlag geht dahin, daß man für das Universum als Ganzes das Gesetz der Entropie durch die ständige Erzeugung der Materie außer Kraft setzt. Die Hypothese der ständigen Erzeugung wurde tatsächlich beim Versuch eingeführt, das Gesetz der Neigung zur Entropie auf kosmischer Ebene zu neutralisieren.“ (A. R. Ubbelohde, Man and Energy)
     Diese Theorie eines sich "ständig gleichbleibenden" Weltalls wurde in den letzten Jahren weit verbreitet und sehr populär. Eine Gruppe britischer Astronomen, besonders Hoyle und Bondi, sind die treibenden Kräfte bei der Verbreitung dieser seltsamen Hypothese. Diese Theorie entscheidet willkürlich, daß das Universum allezeit, zu irgendeinem Zeitpunkt, an irgendeinem Ort wesenhaft dasselbe sei. Um die erheblichen Schwierigkeiten, die einer solchen Theorie durch den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik entgegenstehen (der strikt ausgelegt, sowohl einen Beginn, als auch ein Ende des sichtbaren Universums verlangt) zu beseitigen, läßt man die fortwährende Evolution (nicht "Erzeugung") von Materie aus dem Nichts zu!
     Man muß schon anerkennen, daß es tatsächlich keine zu beobachtende oder experimentelle Basis für eine solche Auffassung gibt. Sie wird einzig und allein durch das Voraussetzen eines Weltalls im "unveränderlichen Zustand" bedingt, ohne Beginn oder Ende. Ihre Verfechter behaupten, daß diese Voraussetzung so logisch sei, daß sie die sonst absurde Idee einer ständigen Evolution der Materie aus dem Nichts verbürgt.

Dies ist ein weiterer Beweis der schon früher aufgestellten Behauptung, daß unsere Voraussetzungen, mit denen wir an eine Frage herantreten, darüber entscheiden, wie wir wissenschaftliche Daten behandeln. Doch gibt es genügend einschlägige Wissenschaftler, die über die Anmaßung von Hoyle und seinen Mitarbeitern entsetzt sind, eine Theorie wie diese im Namen der Wissenschaft zu vertreten. In einer kürzlich veröffentlichten Buchbesprechung mehrerer Werke über dieses Thema bemerkt G. C. Mc Vittie, Rektor der astronomischen Abteilung der Universität von Illinois: „Der Versuchung zu widerstehen, Logik anstatt der reinen Beobachtung gehen zu lassen, fällt in der Astronomie besonders schwer. Dies einfach darum, weil an die astronomischen Daten nur schwer heranzukommen ist und diese Daten rasch an Zahl und Genauigkeit abnehmen, da sich die beobachteten Objekte von der Erde entfernen. ... Doch ist die Tatsache, daß Daten nur spärlich und ungenau vorhanden sind, kein Grund, sie bei der Formulierung einer Theorie außer Acht zu lassen. ... Es gab eine Zeit, in der die britische Wissenschaft manchmal dafür getadelt wurde, daß sie allzu empirisch vorgehe. Während der vergangenen 30 Jahre haben eine Anzahl "a priori" (lat., vom Früheren her: von der Erfahrung oder Wahrnehmung unabhängig, rein begrifflich, aus Vernunftsgründen) Theorien der Kosmologie, von denen die Theorie des unveränderlichen Zustands eine ist, diese Tendenz völlig umgekehrt, eine kuriose und unvorhersehbare Entwicklung.“

Wir beenden diesen Abschnitt, indem wir nochmals betonen: Gottes Offenbarungswort lehrt und jede echte Wissenschaft bezeugt, daß das Prinzip der Evolution, auch auf gegenwärtig stattfindende Vorgänge und Ereignisse bezogen, nicht nur unbegründet, sondern auch völlig unmöglich ist. Die grundlegenden Vorgänge zur gegenwärtigen Zeit sind die der Erhaltung und des Zerfalls, nicht die der Neuerung und des Fortschritts.


Kapitel I.: DER EINFLUSS DER EVOLUTIONSTHEORIE
Kapitel V.: DER URSPRUNG DER EVOLUTIONSTHEORIE



6. Oktober 2018


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